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Manchmal kann man einige Monate hindurch schon kurz nach Sonnenuntergang am Westhimmel und ein andermal wieder kurz vor Sonnenaufgang im Osten einen auffallend hell strahlenden Punkt beobachten, der seit Jahrtausenden als Abend- oder Morgenstern bekannt ist. Nur ist das gar kein Stern, sondern der der Erde am nächsten kommende Planet Venus, nach Sonne und Mond das hellste Gestirn am Himmel und der sechstgrößte Planet in unserem Sonnensystem.
Venus, benannt nach der römischen Liebesgöttin, ist mit einer maximalen Helligkeit von -4,7m bei genauer Kenntnis der Position sogar mit bloßem Auge am Taghimmel sichtbar.
Venus zeigt sich übrigens in der ersten Jahreshälfte 2012 als strahlender "Abendstern" und bis Ende April 2012 steigt ihre Helligkeit auf -4,6m ! um nach dem Transit ab Juli wieder als Morgenstern den morgendlichen Himmel zu schmücken.
Bereits im Jahr 1610 entdeckte der berühmte Astronom Galileo Galilei (1564-1642), dass Venus Phasen zeigt wie unser Mond. Somit war klar, dass die Planeten von der Sonne beleuchtet werden wie unser Trabant. Lange Zeit hatte man ja vermutet, die Planeten würden über eigenes Licht verfügen. Diese Entdeckung war zudem ein wichtiger Beweis für das kopernikanische, heliozentrische Sonnensystem.
Planeten, die sich zwischen der Erde und der Sonne bewegen, nennt man auch innere Planeten. Venus ist ein solcher Planet. Die Umlaufbahn verläuft zwischen der Erdbahn und der Merkurbahn.
Venus, die wie Merkur und Mars zu den erdähnlichen Planeten gehört, weil die Oberfläche im wesentlichen aus festem Gestein aufgebaut ist, wird manchmal auch als Zwillingsschwester unseres Heimatplaneten bezeichnet. Von außen betrachtet ist sie der Erde tatsächlich sehr ähnlich. Größe, Masse und Dichte sowie der innere Aufbau stimmen annähernd überein. Venus ist nur ein wenig kleiner. (Grössenverhältnisse der erdähnlichen Planeten, Bildquelle: NASA) Trotzdem könnten wir auf der Venus nicht leben.
Venus ist umhüllt von einer extrem dichten Wolkendecke, was die Erforschung dieses Planeten wesentlich erschwerte. So war es beispielsweise nicht möglich, aus visuellen Beobachtungen, die Rotationszeit der Venus zu bestimmen, da man keine Oberflächenstrukturen erkennen kann. Erst im Jahre 1962 gelang es mittels Radioastronomie, die Periode ziemlich genau zu ermitteln. Dieser Wert betrug 250 Tage. Der heute korrekte Wert von 243 Tagen wurde erst 1979 ermittelt.
Die Rotationszeit ist somit länger als ein Venusumlauf um die Sonne (225 Tage). Das bedeutet aber nicht, dass ein Venustag länger als ein Venusjahr dauert. Der Venustag, Sonnenhöchststand bis Sonnenhöchststand, dauert nämlich 117 Tage. Damit hat das Venusjahr ziemlich genau 2 Venustage. Außerdem hat sich gezeigt, dass Venus retrograd rotiert. Das heißt, sie dreht sich entgegengesetzt zu der Rotationsrichtung der Erde und der anderen Planeten in unserem Sonnensystem. Die Sonne geht auf der Venus daher im Westen auf und im Osten unter.
Und es gibt noch einen Unterschied zur Erde - Venus hat keinen Mond.
In früheren Zeiten vermutete man allerdings, dass Venus einen Mond haben könnte. Der erste, der ihn gesehen haben will, war Fontana im Jahre 1645. Und Giovanni Domenico Cassini meinte ihn 1672 und 1686 beobachtet zu haben. Später berichteten dann weitere Astronomen von einem mysteriösen Objekt um Venus. Wie etwa Short 1740 und Montaigne 1761. Maximilian Hell, Direktor der Wiener Sternwarte war der Ansicht, daß es sich um optische Täuschung handelt. (De Satellite Veneris, Wien 1765) Dennoch hielt sich das Gerücht weiter aufrecht. Denn 1768 gab es eine neue Sichtung von Horrebow. Und der deutsche Astronom Johann Heinrich Lambert (1728-1777) versuchte sogar schon die Bahnelemente des Venusmondes zu berechnen. Houzeau hatte eine ganz andere Theorie. Er glaubte, dass es sich um einen Planeten handeln könnte, dem er den Namen "Neith" gab.
Aber alle Versuche anderer Astronomen, den Planeten oder vermeintlichen Venustrabanten zu finden schlugen fehl. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die dokumentierten Beobachtungen genauer untersucht. In mehreren Fällen konnte der hypothetische Mond eindeutig als Stern identifiziert werden.
"The problematical satellite of Venus" (08/1884, ADS)
"Montaigne's alleged observation of a satellite of Venus in 1761", Lynn, W. T.(01/1887, ADS)
Venus-Missionen Am 14. Dezember 1962 passierte die erste Raumsonde (Mariner 2) erfolgreich unser Nachbargestirn und sendete wichtige Messdaten. 1970 gelang mit der russischen Sonde Venera 7 die erste Landung eines Raumfahrzeugs auf einem anderen Planeten. Venera 7 sendete 23min lang Daten von der Oberfläche der Venus. Am 22. Oktober 1975 landete Venera 9 auf der Venus und sendete das erste Photo von der Oberfläche des Planeten zur Erde.
Diese und eine Reihe von anderen erfolgreichen Venus-Missionen brachten viele Erkenntnisse über die Geologie und Atmosphäre der Venus.
Venus ist ein unwirtlicher Planet, auf dem die Temperaturen Werte von ca. 470° erreichen. Diese hohen Temperaturen sind eine Folge des Treibhauseffekts, der durch einen sehr hohen CO2 Anteil (96,5%) in der Atmosphäre verursacht wird. Die Atmosphäre ist staubtrocken, es gibt kein Wasser und man vermutet, es regnet höchstens Schwefelsäuretröpfchen.
Während es knapp über der Oberfläche fast windstill ist, weht in etwa 50 km Höhe ein Wind mit um die 470 km/h. Der Atmosphärendruck am Boden beträgt etwa 92 bar, ist also 92 mal höher als auf der Erde. Dieser Wert entspricht einer Meerestiefe von 930 m.
85 % der Oberfläche der Venus besteht aus Ebenen vulkanischen Ursprungs, die
restlichen 15 % werden durch Hochländer gebildet. Insgesamt gibt es drei
gewaltige "Hochgebirge" (Terra). Die beiden wichtigsten Hochländer heißen Ishtar (Venus babylonisch) Terra und Aphrodite (griechische Liebesgöttin) Terra. Das dritte ist Lada Terra und liegt in der Nähe des Südpols. Mit Ausnahme der Maxwell Montes und einiger Krater wurden übrigens alle Strukturen auf der Venus mit weiblichen Namen benannt. Das Hochplateau Ishtar Terra hat etwa die Größe Australiens. Etwas östlich vom Zentrum des Ishtar liegen die Maxwell Montes, deren höchster Gipfel 11 km hoch ist. Aphrodite Terra ist etwa so groß wie Afrika. Insgesamt ist die Venus aber weniger gebirgig als die Erde. In der Aphrodite Region befindet sich der riesige steilwändige Graben Diana Chasma mit einer Breite von fast 300 km. Man fand viele Spuren vulkanischen Ursprungs, wie erstarrte Lavaflüsse und Schildvulkane. Aber nicht alle Formationen auf der Venus sind durch tektonische Vorgänge oder Vulkanismus entstanden. Die Raumsonde Magellan fand zahlreiche Krater, die von Impaktereignissen stammen. Der größte Krater, Mead, hat einen Durchmesser von 280 km. Die Kraterdichte ist aber deutlich geringer als auf Mond, Merkur oder Mars.
Bisherige Venussonden
Sputnik 7 | UdSSR | 1961 | Erste Venussonde; beschädigt im Erdorbit |
Venera 1 | UdSSR | 1961 | Vermutlich Vorbeiflug in 100 000 km Abstand; Funkkontakt aber ein paar Tage nach Start verloren |
Mariner 1 | USA | 1962 | Nach Start durch Funkbefehl zerstört |
Mariner 2 | USA | 1964 | Vorbeiflug in 35 000 km Abstand |
Mariner 5 | USA | 1966 | Vorbeiflug in 3950 km Abstand |
Venera 2 | UdSSR | 1966 | Vermutlich Vorbeiflug in 24 000 km Abstand; Kontakt ein paar Tage nach Start verloren |
Venerea 3 | UdSSR | 1966 | Eintritt in die Atmosphäre, keine Messdaten |
Venera 4 | UdSSR | 1967 | Abstieg bis ca. 25 km über der Oberfläche |
Venera 5 | UdSSR | 1969 | sendete 53 min lang während des Abstiegs durch die Atm.; harter Aufschlag? |
Venera 6 | UdSSR | 1969 | sendete 51 min lang während des Abstiegs durch die Atm.; harter Aufschlag? |
Venera 7 | UdSSR | 1970 | 1. weiche Landung auf Venus, 23min überlebt |
Venera 8 | UdSSR | 1972 | Weiche Landung; sendete 50 min lang Daten von der Oberfläche |
Mariner 10 | USA | 1974 | Vorbeiflug in 5870 km Abstand |
Venera 9 | UdSSR | 1975 | Weiche Landung; 50 min lang Daten von der Oberfläche |
Venera 10 | UdSSR | 1975 | Weiche Landung, 65min überlebt |
Pioneer 1 | USA | 1978 | Venus Orbiter, bis 1992 funktionsfähig |
Pioneer 2 | USA | 1978 | 4 Meßkapseln durchqueren Atmosphäre |
Venera 11 | UdSSR | 1978 | sendete 99 min lang von der Oberfläche |
Venera 12 | UdSSR | 1978 | sendete 110 min lang von der Oberfläche |
Venera 13 | UdSSR | 1982 | Landung, 127min überlebt |
Venera 14 | UdSSR | 1982 | Landung, 57min überlebt |
Venera 15 | UdSSR | 1984 | Radarkartierung |
Venera 16 | UdSSR | 1984 | Radarkartierung |
Vega 1 | UdSSR | 1985 | Ballonsonde, die die Atmosphäre der Venus entlangflog und dabei auch erfolgreich eine Landekapsel absetzte |
Vega 2 | UdSSR | 1985 | Wie Vega 1, nur auf der anderen Seite des Äquators. |
Magellan | USA | 1989 | Bisher genaueste Radarkartierung |
Galileo | USA | 1989 | Ein Vorbeiflug |
Cassini | USA | 1998 | Ein Vorbeiflug |
Cassini | USA | 1999 | Ein Vorbeiflug |
NASA Mercury Messenger | USA | 2004 | 2 flybys 2006 und 2007 |
Weitere Venus-Missionen
Venus Express/ESA Am 9. November 2005 startete vom Baikonur Cosmodrome in Kazakhstan die erste europäische Venus Raumsonde. Venus Express ist ein Orbiter, der 2006 in eine elliptische Umlaufbahn 250x66 000 km einschwenkte. Ziel der Venus Express-Mission ist vor allem eine umfassende Erforschung der Atmosphäre des Planeten. Es sollen aber zudem auch weitere Informationen zur Venusoberfläche gesammelt werden.
Akatsuki (ISAS Planet-C), Raumsonde der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA: Start 20. Mai 2010: atmosphärische Untersuchungen und Suche nach Hinweisen für aktiven Vulkanismus.
Im Dezember 2010 sollte Akatsuki in den Venusorbit eintreten, doch dieser Versuch misslang. 2015 nähert sich Akatsuki erneut der Venus und die Wissenschaftler hoffen nun, die Sonde bis spätestens 2016 in den Venusorbit bringen zu können.
Geplante Merkur-Missionen mit Venus Flyby
Bepi Colombo/ESA: Start vermutlich 2015
Venus in Zahlen
Durchmesser | 12 104 km | Venus/Erde 0,950 |
Masse | 4,87 x 1024 kg | 0,815 |
Mittlere Dichte | 5243 kg/m3 | 0,96 |
Siderische Rotation | 243,01 Tage | |
Synodische Rotation | 117 Tage | |
Scheinbare Helligkeit | -3m,9 bis -4m,7 | |
Scheinbarer Durchmesser des Planetenscheibchens | 10'' bis 63'' | |
Oberflächentemperatur | 470° | |
Mittlere Entfernung von der Sonne | 108,2 Mill. km | |
Kleinste Entfernung von der Sonne | 107,5 Mill. km | |
Größte Entfernung von der Sonne | 108,9 Mill. km | |
Kleinste Entfernung von der Erde | 38,8 Mill. km | |
Größte Entfernung von der Erde | 260,9 Mill. km | |
Mittlere Umlaufzeit um die Sonne (siderische Periode) | 224,70 Tage | |
Synodische Periode | 583,92 Tage | |
Bahnneigung | 3°23'40'' | |
Quelle: Astrowissen, Hans-Ulrich Keller
Als Besucher von der Erde hätten wir auf der Venus übrigens fast unser irdisches Körpergewicht, weil die Schwerkraft der Venus 91% der Erde beträgt. Am Mond hingegen würden wir nur auf ein Sechstel unseres irdischen Gewichts kommen.
Abbildung 1 Galileis Phasen der Venus
Bildquelle: http://userpage.fu-berlin.de/~history1/bs/
bs/jensd/16xx/1613.htm
Abbildung 2 Dieses Bild vom Pioneer Venus Orbiter (Feb. 5, 1979) zeigt die dicke Wolkendecke der Venus, die eine optische Beobachtung der Oberfläche verhindert.
Bildquelle: NSSDC Photo Gallery
Abbildung 3 Erste Bilder von der Venusoberfläche (Venera 9)
Bildquelle: NSSDC Image Catalog
Abbildung 4 Computergenerierte Ansicht auf Maat Mons
Bildquelle: NSSDC Photo Gallery
LINKS:
Venus Nomenklatur USGS
USGS Astrogeology: Venus
Rotierender Venusglobus von Calvin J. Hamilton
Animation der Venus Topographie von Grant L. Hutchison, NASA
Inneres Sonnensystem inkl. Marsorbit (aktuelle Planetenpositionen) von John Walker
Magellan Images
Venus NSSDC Photo Gallery
Venus Gallery JPL/NASA
Venus Gallery SSE/NASA
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